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Der Rundfunkwerbungs - Blues (Tour 1984) - Lyrics by Reinhard Mey


Lyrics
Der Rundfunkwerbungs - Blues
TEXT:

Reinhard Mey
MUSIK:

Reinhard Mey
S
&
Auml;NGER / GRUPPE:

Reinhard Mey
HERAUSGESCHRIEBEN:

Horst W. Lnage (
Info@
Hotti
Hotline.de)
Info zum Lied (
Herkunft)
Dieses Lied stelle Reinhard Mey auf seiner Konzerttournee 1984 am Ende seines Konzertes vor. Zur Ent-stehung sagte er folgendes:"... und, es hat eine Vorgeschichte, dieses Lied: Im Fr
ühjahr dieses Jahres ist meine Schallplattenfirma auf den Gedanken gekommen, eine meiner Schallplatten mit Rundfunkwerbung zu bedenken. Und das nu' wie-derum hatte den Nebeneffekt, da
ß ich von morgens bis abends am Rundfunkempf
änger gesessen habe und immer auf den Werbungsblock gewartet habe, weil ich nu' unbedingt mal meine Werbung h
ören wollte. Und deswegen hab' ich dann einen Monat lang immer soo ein Ohr ausgefahren und habe intensiv, und mit Aufpassen, und mit sich Gedankenmachen, die Rundfunkwerbung geh
ört. Und, wenn Sie das nachmachen, dann werden Sie sp
üren, da
ß Sie sich nach kurzer Zeit klebrig f
ühlen, unappetitlich, behaart, eklig, übelrie-chend, weil Sie feststellen werden, da
ß Sie von den kosmetischen Segnungen, die da angepriesen werden, und die offensichtlich einen kultivierten Menschen von einem Ferkel in der Kuhle unterscheiden, nichts zu Hause haben! Und... (gro
ßer Beifall) ...
Ich hatt' ja auch blo
ß so'n anonymes Rassierwasser aus'm Droge-riemarkt, und nicht diesen exklusiven Duft mit dem man sich abhebt. Und "die Kr
önung" war, um nicht zu sagen "der Gipfel", da
ß ich also auch keine 275 m lange W
äscheleine auftreiben konnte, auf der ich meinen ganzen Wei
ßen Riesen h
ätte ausbreiten k
önnen! Und... &
Uuml;brigens.... (wieder gro
ßer Beifall) Dann hab' ich mich nach einem Monat, v
öllig am Boden zerst
ört, daran gemacht, an diesem Lied hier zu arbeiten! Und das isses hier nun ... "
Viertel nach 6: Der Radiowecker rei
ßt mich mit Werbung aus dem Traum,ich wirke ungepflegt und garstig, ohne den soften Badeschaum,mein Goldfisch kriegt die falsche Nahrung, die saub're W
äsche starrt vor Schmutz,
Jawohl! Ich bin ein Rabenvater, denn ich kauf' Windeln, mit dem alten N
ässeschutz...
Besch
ämt schleich ich mich in die Dusche, weil ich die falsche Seife hab',und mein Shampoo w
äscht meine Haare, ganz ohne Spannkraft, na
ß und schlapp,mein Kinn ist nicht seidig, geschmeidig, mein Hemd ist weis, aber nicht rein,denn meine Frau tauscht ihr Waschmittel gegen die doppelte Menge eines anderen Waschmittels ein!REF.:
Wie soll ich damit weiterlebenund wie komm' ich über diesen Tag,wenn mich die Grauschleier umgeben,und mein Chef meinen Kaffe nicht mag ??
Mein ganzes Selbstbewu
ßtsein ist zu Mus -OH Mann ! Ich hab den Rundfunkwerbungsblues !
Tags
über qu
älen mich die Zweifel: hab' ich schon F
ältchen im Gesicht ?
Ich k
önnte schw
ör'n : ich hab' auch Schuppen ! Nur, ich, ich weis es nur noch nicht !
Werd' ich beim Knotentest versagen ? Wie Magenfreundlich wirke ich ?
Ich sp
ür's, ich krieg die Trockenstarre, und obendrein l
ä
ßt mich mein Deo jetzt im Stich !
Dann abends, ich sitz auf dem Sofa und warte auf den "
Gro
ßen Preis".
Die Werbung l
äuft und jemand sagt mir: "
Ihr Hemd ist rein - ja - aber nicht weis ! "
Ein and'rer s
äubert sein Gebi
ß - und steckt es strahlend in den Mund.
Ich armer Hund hab' eig'ne Z
ähne! Und die sind leider noch vollst
ändig, und ich f
ürchte auch fast alle nochgesund !REF.:
Wie soll ich damit weiterlebenund wie komm' ich über diesen Tag,ohne nach Frischw
ärts abzuheben,und ohne Haarausfall und Zahnbelag ??
Ich bin ein fieser Kerl von Kopf bis Fu
ß -OH Mann ! Ich hab den Rundfunkwerbungsblues !
Das Quiz beginnt. Da kommt der Champion. Oh! Der weis alles ganz genau!
Aber sein Hemd ist nicht aprilfrisch, und auch sein Weis ist eher grau !
Sein Haar ist wuschisch, stumpf und str
ähnig; und auf der Stirn steht ihn der Schwei
ß !
Und sicher riecht er wie ein Iltis! Aber phantastisch, was der Bursche alles wei
ß !
Der Kerl, der nimmt mir die Komplexe, warum hatt' ich die eigentlich ?
Ab Heute Schlu
ß mit dem Theater, ab heute riech' ich nur noch ich !
Und ich seh' aus, wie ich halt ausseh'! Und schwitz wenn's sein soll wie ein Tier !
Und kauf den Kaffee ohne G
ütesiegel und den Pudding ohne Farbstoff, und das schrubbelige Toilettenpa-pier !REF.:
Ja! Damit kann ich weiterlebenso komm' ich über jeden Tag,und wer mich mag, der mag mich eben,auch wenn ich nicht die neue Slipeinlage trag'!
Und ist mein wei
ßer Kragen schwarz wie Ru
ß,
Ich bin ihn endlich los, den Rundfunkwerbungsblues !

Book: Reflection on the Important Things